Immer für ne Überraschung gut: Ein Spieltag in 8 süßen Szenen und Sätzen
… und einem bitteren Nachspiel

Szene 1: Das übliche Guten Morgen am Nahkampf. Es begrüßen sich Max, Robert, Daniel, Felix, Schneidi, Lars, Olli, Flori und Adrian. Man kauft Krombacher, Käsewiener, Brötchen, Kindercountry, Schokoreiswaffeln, eine Senftube und steigt in drei Autos Richtung Cottbus.

Szene 2: Wieder mal ist man zu früh angereist, ein mühsam zusammengebettelter Kraftkreis wird wieder aufgelöst: „Guckt mal auf die Uhr!“ Kurz nach Viertel elf – da ist man ja schon wieder kalt, bevor es losgeht.

Szene 3: Es steht die Frage im Raum, ob das seltsame Kürzel antreten oder krankmachen wird – und ob sich dahinter Königs-Wusterhausen oder Angermünde verbergen wird. Als unbekannte Gesichter in die Halle blicken, ist die Frage geklärt; als die unbekannten Gesichter mit BER-Werbung auf den Trikots auflaufen, kann mancher ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Es ist ein gutes Omen.

1. Spiel: Königswusterhausen

Satz 1: Die Kids aus KW bauen wunderbar auf, hintenraus fehlt es aber an Schlagkraft und Konstanz; Daniel macht als Außenangreifer mit einer langen Angabenserie alles klar und wird prompt ausgewechselt: Zeit für den Nachwuchs.
25:15

Satz 2: Flori für Daniel, Adrian stellt sich passabel an, die KW-Kids kommen besser ins Spiel; trotz knappem Erfolg kaum Probleme, obwohl die Linie zu fehlen scheint.
25:23

Szene 4: Daniel auf der Bank, er scheint sich in Rage zu singen. Irgendwohin muss die angestaute Energie halt. Nachdem er das übliche „Hep – Hep – Hep“-Geklatsche mit „STIMMUNG – HEY – STIMMUNG! – HEY“ abgeheisert hat, bricht der Wahn aus. Man hört nicht mehr nur „Da war das Netz zu hoch!“, sondern auch „Da war der Arm zu kurz!“, „Da war die Hand zu schwach!“, „Da war das Feld zu klein!“, „Da war der Block schon da!“ und ähnliche verkorkste Kombinationen, gepaart mit „MAX – HEEYY – MAX – HEEYY!“ In der Auszeit bitten die Feldspieler kopfschüttelnd um Erlösung.

Satz 3: Die Linie ist gefunden, Adrian immer noch gut drauf, die Mannschaftsmaschine schnurrt, Kantersieg.
25:13

Kurzübersicht: VSG – KW (3:0) 25:15, 25:23, 25:13

Szene 5: Olli steht mit Pfeife in der Hand auf dem Schirigebälk, Cottbus dreht nach anfänglichen Problemen im zweiten Satz auf. Der Zuspieler stellt ein X, Diagonal und Mitte springen am Ball vorbei, dann schlägt ein Dritter. Der Punkt geht an Cottbus, die Spieler schmunzeln in sich hinein. Wer hat geschlagen?

Szene 6: Der HSV klar vorn, der Mittelangreifer schreitet zur Angabe, holt aus und schlägt. Das Leder pfeffert mit vollem Karacho … gegen den Seitenpfosten. Ein Linienrichter lacht laut auf: „Das hab ich ja noch nie gesehen!“

Spiel 2: HSV II

Satz 4: Wir rennen ständig 2 bis 6 Punkte hinterher, kommen zwar auf 17:18 ran, verkacken aber aufgrund eigener Fehler, Nervosität, Unfähigkeit und einem – ungefragt – starken Gegner.

18:25

Satz 5: Auf einen ausgeglichenen Start folgt ein Loch, aus dem wir langsam, aber stetig herauskrabbeln: Flori hat nicht seinen besten Tag erwischt und sorgt für Angriffsschwächen, aber Robert (!) kann den Sack mit einer Aufschlagserie (!) zumachen.
25:22

Satz 6: Trotz auffälligen kleinen Einbrüchen mit Flori und Felix im Angriff halten wir sowohl Stellung als auch Führung; trotz beinharter Gegenwehr auf den letzten Metern kriegen wir den Satz durchgeboxt.
27:25

Szene 7: Max auf Diagonal von hinten, der Ball wird wieder einmal abgewehrt und kommt in hohem Bogen zurück. Max steigt direkt aus dem Hinterfeld hoch, ein ungläubiges Kopfschütteln geht durch die Mannschaft. Max schlägt zu, trifft den Ball einen halben Meter unter der Netzkante und ballert ihn volle Suppe ins Netz.

Szene 8: Beim 19:24 kommt Adrian für Florian – ein Wechsel mit Folgen (siehe Nachspiel).

Satz 7: Bis kurz vor 20 halten wir mit, dann ist die Luft raus; Max besiegelt den Abfall in einem Anfall von Wahn (siehe Szene 7).

19:25

Satz 8: Die HSVler führen recht deutlich, die Köpfe beginnen sich zu neigen, da nimmt Schneidi das Heft in die Hand: Ein Wahnsinnsblock gegen ein X, dann ein brüllender Angriff, der einen Ruck durch die Mannschaft pfercht – knapper Sieg gegen den Tabellnführer!
15:13

Kurzübersicht: HSV II – TSG (2:3) 25:18, 22:25, 25:27, 25:19, 13:15

Persönliches Nachspiel

Ich sitze neben Twayed im Auto, inzwischen bin ich so begehrt (oder ist die Not so groß), dass ich per Taxi zum Kreisliga-Auswärtsspiel in Luckau chauffiert werde. Der übliche Smalltalk, bis wir irgendwie beim gloriosen Erfolg über den HSV landen. „Wasʼn, haste noch nich gehört?“ – „Nee, was denn?“ – „Das Spiel wurde aberkannt!“ – „Nee, nich echt, oder?“ – „Doch, der HSV hat Protest eingelegt, Lars hatʼs letzten Montag erzählt!“ – „Das glaub ich jetz nich! Warum?“ – „Falsche Aufstellung. Ihr hattet den Libero falsch eingetragen, beim Schiedsgericht hat das keiner gemerkt. Aber irgendwer scheint dem HSV was gesteckt zu haben, dann haben die Protest eingereicht.“ – „Ich glaubʼs nich. Das schöne Gefühl – dahin!“

Naja, werʼs braucht. Nach immer wieder hochkochenden Gesprächen über Strafzahlungen, Schiedsgerichtverantwortung und unbedachter Spielbogenabschreiberei fühlen wir uns dennoch als moralische Sieger – und führen die zwei Punkte in unsere Web-Privattabelle als kleine Revolution gegen das System.

Ay, Caramba!
Daniel