Irgendwie trotzdem gewonnen
Es war grau, es war Herbst, und es war an den Gesichtern zu erkennen: die Hälfte der auf dem Netto-Parkplatz Frierenden wäre gerne in der Heia geblieben. Mann – in dem Fall Joni, Flori und Daniel – wagte sich nur zögerlich aus Ottos warmer Karre, um Olli (plus Nadine) guten Tag zu sagen und die klamme Hand an die Stirn zu legen, um nach Robert und Lars Ausschau zu halten. Die kamen nämlich etwas spät, aber bald um die Ecke gedüst, horteten fix die festen und flüssigen Zerealien, und los ging’s. Das war es nämlich auch schon, besetzungstechnisch: Max war kurzfristig dazu verdonnert worden, sich seine Hebebühnenfahrkünste offiziell bescheinigen zu lassen, Felix hatte wohl Papatag oder war zumindest irgendwie verhindert, Christian sah man mal wieder am Netto vorbeidüsen und Adrian … ach ja, der Adrian. Es hieß, er wolle kommen.
Wie so oft hatten wir also gerade so ein Team zusammengeschustert, wobei Otto die Kinder dem Hörensagen nach irgendwo „abgegeben“ hatte, um überhaupt dabei sein zu können. Er wollte schnell zurück, genau wie Lars: Hopp, hopp, hieß sie also, die Devise. Vor uns lagen die Aufgaben TSG Lübben und HSV Cottbus II, und bei der Aufstellung gab es wenig Fragen: Lars, Daniel, Robert, Joni an gewohntem Platz, dazu Otto über die Mitte, Flori über Außen und Olli über Diagonal – so hatte es ja schon öfter funktioniert.
Wir erinnern uns: Beim letzten Spieltag gegen die beiden Kontrahenten OHNE Lars, OHNE Max und OHNE Otto hatte es wahnsinnige 10 Sätze gegeben, beide Spiele waren nach 2:0 umgekrempelt worden (Beitrag vom 18.10.2014). Olli war damals qualvoll zusammengebrochen („KRAMPF!“) und hatte sich das offenbar gemerkt: ein undefinierbares Gel, das seinen Duft in der Umkleide verströmte, sollte Wunder wirken und wurde vorsorglich (auf die Wade!) aufgetragen. Im Gegensatz zum Spiel in Cottbus gab es nur ein Problem: die Halle. Um das für den Leser ins rechte Licht zu rücken: Man stelle sich Sonnewalde vor, ohne Deckennetz, mit Parkett von anno dunnemal – und gesperrtem Parkplatz. Von der Deckenhöhe her mussten Zuspiel, Annahme und Abwehr sehr genau dosiert werden … was aber natürlich für alle Teams galt.
Spiel 1: HSV – VSG
Wir hatten noch ein Hühnchen mit den Studenten zu rupfen und so rupften wir auch los: Ehe man sichs versah, lagen wir 2:0 vorn, es gelang so ziemlich alles, während Cottbus kaum ins Spiel fand. Mit 19 und 18 Punkten gab es da auch wenig Fragen. Ein Mutmacher von Anfang an war, dass der Zwölfer, unsere Nemesis im letzten Spiel, sich gar nicht erst warm gemacht hatte – eine Sorge weniger, dachte man. Wir spielten gut, wir lagen vorn, und wir wollten zumachen: Klarer Fall von Denkste! Der vermaledeite dritte Satz ging trotz aller Voraussicht, allem Zureden, allem Jajawirwollendoch wieder mal nach hinten los, und zu 21 hatten wir nicht nur den Faden verloren, sondern auch noch die HSV’ler warm gemacht. Im vierten suchten wir den Faden noch immer; anscheinend hatte ihn der Gegner einfach gefunden und aufgenommen. Es war ein Satz von der Sorte: lieber ganz schnell abhaken – über 14 Punkte traut man sich kaum zu schreiben. Alle Wetter! Ein Déjà-vu? So weit wollten wir es dann doch nicht kommen lassen: Wir bäumten uns lauthals auf, ließen es nicht an Durchschlagskraft und Willen mangeln, die in den Sätzen davor verloren gegangen waren und schafften es, im fünften die ganze Zeit die Oberhand zu behalten – wir hatten uns den Faden quasi zurückgezerrt. Selbst ein 10:10 nach 10:7-Führung machte uns nicht mehr viel aus, zumal ein Cottbuser kurz danach mit Netzangabe anzeigte, dass man gewillt war, uns siegen zu lassen. Noch eine schöne Rettungsaktion in der Abwehr, und: helau, Tatsache! Wir hatten den HSV’lern ihre erst zweite Niederlage der Saison beigebracht.
Kurzübersicht: HSV II – VSG 19:25, 18:25, 25:21, 25:14, 12:15
Spiel 2: VSG – TSG
Es ist nicht gut, wenn man im Vorhinein „weiß“, dass man einen Gegner eigentlich beherrschen muss und eine Niederlage quasi nicht in Frage kommt. Aber das „weiß“ man ja, man „weiß“, dass man es nicht auf die leichte Schulter nehmen darf, man „weiß“, dass man volle Pulle spielen muss und so weiter und so fort: Und dann kommt der erste Satz und geht in die Hose: zu 22 hieß es für die TSG. Um es kurz zu machen (länger will man das hier auch keinem zumuten): Das Spiel war ein leidlicher Krampf – apropos: Olli nich, der hat gepunktet! –: Flori haderte enorm mit seinem Angriff, Daniel mit seiner Annahme, allgemein wirkte das ganze Spiel etwas flügellahm und zäh. Kein Vorwurf an die Lübbener: Die kamen zwar nicht sonderlich geradlinig und scharf daher, hatten aber in der Abwehr immer wieder eine Hand dazwischen und brachten viele Bälle zurück; was aber auch an der eigenen fehlenden Power im Angriff lag, der wiederum wegen der kärglichen Annahme nicht nicht in Fahrt kommen konnte … wie so oft ein Verkettung unglücklicher Umstände. Aber es gab glücklicherweise noch ein Trotzdem: Verlieren kam nicht in Frage. So schrien sich Mittelblock und Libero mit allerlei seltsamen Krakelereien (zum Amüsement der Bankdrücker Nicole und Mareike, wo auch immer die plötzlich herkam) die Seelen aus dem Leib – und ob das nun den Ausschlag gab oder nicht: Wir kneperten uns nach Hause, mehr schlecht als recht: zu 20, zu 23 und zu 23. So richtig Freude wollte trotz der drei Punkte nicht aufkommen; es war ein Arbeitssieg, man war heiser, der Libero bezahlte mit einem Cut am kleinen Finger, und irgendwie war man froh, dass es vorbei war. Otto und Lars kratzten schnell die Kurve und überließen es den anderen zuzugucken, wie die TSG vom HSV vorgeführt wurde.
Kurzübersicht: VSG – TSG 22:25, 25:20, 25:23, 25:23
Und was nehmen wir mit?
Eine schmackhafte Sorte Käseknacker aus dem Netto. Einen unerwartet sicheren und hochquotigen Sprungaufschlag von Robert. Einen Olli, der besser spielt, als sein ständiges Hadern vermuten lässt. Gewohnte Konstanz von Lars und Otto, weniger Vollgurkenangriffe bei Joni. Einbrüche bei Flori und Daniel, vor allem hinten raus. Und dass man eben trotzdem gewinnen kann: Fünf Punkte, was will man eigentlich mehr?
Ay, Caramba!
Daniel