Was ne geile Halle!

Erster Spieltag der Landesklasse in der Saison 2014/15

Da standen wir also. Hinter uns lagen gut 150 Kilometer, ein geiler Beach-Sommer, ne Prag-, Völkerschlachtgedächtnis- und wer weiß was noch für Touren, 240 Max-imale Stundenkilometer auf dem Berliner Ring, fehlerhafte, für gaaanz Wenige unerreichbare Whats-app-Informationen und von Scheibe zu Scheibe zugeworfene Stinkefinger. Und vor uns? Ne echte, formschöne, exquisite, regelmäßig bespielte VOLLEYBALLhalle. Gibbets. Wirklich. Genau wie gepolsterte Echtholzstühle auf der Auswechsel„bank“, ein turmhohes Gebälk und Gerätelager mit der Aufschrift „Magazin“.



Spiel eins: Taifuns – Schöneiche 3:2

Geladen hatte zum ersten Spieltag der Saison die vierte Mannschaft der TSGL Schöneiche, deren Oberherren in der Regionalliga Nordost und der Dritten Liga Nord das bunte Leder übers Netz kloppen. Wir bekamen es mit dem Nachwuchs zu tun, der uns mit eigenem Trainerstab (Live-Coaching PLUS Schriftführer) zu Leibe rückte – beziehungsweise: zu Leibe rücken versuchte. Kurzum: Es gelang nur bedingt. Im ersten Satz hatten die Jungspunde kaum „Wo war der Ball?“ geschrien, da sangen wir schon: „AUS“: zu 12 hatten wir sie düpiert. Manch einer wird ahnen, was folgte: die klassische Taifuns-Antwort. Ein Rückstand von gefühlten 20 Punkten im nächsten Satz, den wir – hauptsächlich aufgrund der noch schwabbelnden Psyche des Gegenübers – fast noch aufholten; dennoch ging der mit 25:23 ans Heimteam. Der dritte war ähnlich eng. Inzwischen waren alle relativ warm geworden, und hätte Lars seinen schnippischen Leger zum 25:23 ins Feld gebracht, wir hätten vielleicht einen Punkt mehr nach Hause gebracht. So aber machte es ZACK! – Mist! – und: BUMM! – und wir lagen mal wieder 2:1 (nach 26:28) hinten. Seltsam genug, ja, taifunslike, ließen wir im vierten nix anbrennen, die Nachwüchsler verloren trotz röhrender Publikumsunterstützung den Faden und ließen sich zu 19 zum Tanz in den fünften Satz bitten. Oje, der fünfte! 2:9 war die Bilanz im letzten Jahr, nur zur Erinnerung. GEGEN uns. An diesem Tag aber schien sich niemand zu erinnern, wir strickten munter unseren Faden weiter … und – tatsächlich! (bitte rotes Kreuz in den Kalender): Wir schickten die Jungs dahin, wo sie herkamen, dahin, wo sie standen, mithin: nach Hause! Zwei Punkte also, allerdings teuer bezahlte: Max hatte schon Ende des vierten Flori ins Feld gebeten, den fünften noch gespielt; ein unglücklicher Block hatte ihm den kleinen Finger anschwellen lassen.



Spiel zwei: Taifuns – Lauchhammer 0:3

Ein dicker Finger also, und wie sich herausstellte, ein zu dicker: Max konnte nicht mehr spielen, und Flori musste ran. Bei acht mitgebrachten Spielfähigen durfte jetzt keiner mehr umknicken. Was auch niemand im Einzelnen tat. Dennoch hatte sich schon in der Spielpause beim Pfeifen angekündigt, was im Allgemeinen folgen sollte: Ein Haufen Männerchen ohne Eier – wieder einmal hatten alle mehr damit zu tun gehabt, zittrige Ausreden zu erfinden, warum sie GERADE HEUTE NICHT PFEIFEN KÖNNEN, und so griff der einzige Mann, der genauso viele (und mehr!) Ausreden haben hätte können, zum Unvermeidlichen. Man hörte, dies sei das letzte, und wohl LETZTE, wahrlich LETZTE Mal, dass er das tue. Zurück zu den Eiern: Die waren, wie gesagt, nicht vorhanden, es fehlte irgendwie an Durchschlagskraft, an Wille, Leistung, Einsatz. Und das, obwohl Lauchhammer klar 3:1 gegen Schöneiche verloren hatte, die Zeichen also mehr als günstig standen. Aber wer glaubt schon an Zeichen? Ein ums andere Mal scheiterte der Angriff, lumpte das Spiel vor sich hin, stand der Block – äh, welcher Block? – nicht, haderte man mit Gott, der Welt und dem Spiel an sich. Hier eine Auswahl der möglichen und unmöglichen Ausreden: (1.) Das Spiel begann erst um 16 Uhr. (2.) Wir waren alle früh aufgestanden und weit gefahren. (3.) Wir hatten zu viel Beach gespielt. (4.) Max hat gefehlt. (5.) Die Kondition, echt, die hat nicht mehr gereicht. (6.) War schließlich der erste Spieltag. (7.) Hey, Jungs, wir haben nen Tiebreak gewonnen! (8.) Ellie hat uns mit ihrer Fotografiererei genervt. (9.) Robert hat fünf Bälle in Folge ins Netz geschlagen. (10.) Daniel hat ständig nur den Boden gewischt, aber keinen Ball hochgekriegt. (11.) Ca. 150% der Mannschaft war mit den Gedanken beim Bier danach. (12.) Das Spiel Pause hat uns rausgehauen. Usw. usf. Letzten Endes waren die Schöneicher kurz vor 18 Uhr glücklicher, dass es keinen vierten Satz gab, als wir unglücklich, verloren zu haben. Die Bilanz: 23, 17, 23. Und wir dann doch mit den wenigsten Punkten von allen nach Hause.



Was nehmen wir mit?

Weder Euphorie noch hängende Köpfe. Dringende Verbesserungen beim Blockspiel. Mehr Kontinuität im Angriff. Mehr Wille. Mehr Schnelligkeit. Mehr Kondition. Ein passables und ein miserables Spiel. Nen Plan für die Pfeifen. Und nicht zuletzt: die Halle. So eine will ich auch.

dw